Ein Haus am Rande des Ruins – oder doch nicht?
Heute werfen wir einen Blick auf ein Kärwalied, das uns mit seinem Witz und seiner überraschenden Wendung begeistert. Es ist die Geschichte eines "lustigen Berschlas" und seines Hauses, das anscheinend kurz vor dem Einsturz steht.
Ein Haus am Rande des Ruins – oder doch nicht?
Willkommen zurück bei kaerwalieder.de! Heute werfen wir einen Blick auf ein Kirchweihlied, das uns mit seinem Witz und seiner überraschenden Wendung begeistert. Es ist die Geschichte eines "lustigen Berschla" und seines Hauses, das anscheinend kurz vor dem Einsturz steht.
Das ich a lustigs Berschla bin, des sicht mer an meim Haus.
Der vodder Giebl wagglt scho, der hinter fällt boll raus.
Und das des Haus net eifällt, ja do hoab i gsorcht dafiir.
Vo vorna hält die Hibodech, vo hind der Grichtsvollziehr.
Auf den ersten Blick scheint das Lied von einem armen, aber fröhlichen Kerl zu erzählen, dessen Haus völlig marode ist. Doch in der zweiten Strophe kommt die Pointe: Die vermeintlichen "Stützen", die das Haus vor dem Einsturz bewahren, sind keine Bretter oder Balken. Es sind die Hypothek und der Gerichtsvollzieher.
Das ist der typisch fränkische Humor in seiner besten Form! Die Bedrohung ist nicht baulicher, sondern finanzieller Natur. Das Lied spielt mit der Ironie, dass die Hypothek das Haus "hält", weil die Bank ein Interesse daran hat, dass es nicht einstürzt, solange die Schulden nicht bezahlt sind. Und der Gerichtsvollzieher sorgt im übertragenen Sinne auch dafür, dass die Sache nicht einfach zerfällt, bis die Versteigerung ansteht.
Das Lied ist eine humorvolle Verarbeitung von Existenzsorgen, die früher in ländlichen Gegenden weit verbreitet waren. Statt in Trauer zu versinken, machte man sich mit einem Augenzwinkern über die eigene Lage lustig. Ein perfektes Beispiel dafür, wie in Kärwaliedern ernste Themen mit einem Lachen verarbeitet werden – ein wahrer Spiegel der fränkischen Seele.