Jedes Jahr, wenn die Kärwa naht, blickt man in vielen fränkischen Dörfern gespannt auf ein beeindruckendes Ereignis: das Aufstellen des Kärwabaums. Dieses Ritual, das Kraft, Gemeinschaft und eine Menge Gaudi vereint, ist das Herzstück der Kärwa. Aber was steckt eigentlich hinter dieser Tradition und wie schafft man es, einen tonnenschweren Baum in die Vertikale zu heieven?
Woher kommt die Tradition des Kärwabaums?
Die Ursprünge des Kärwabaums reichen weit in die Geschichte zurück und sind eng mit alten, heidnischen Ritualen verbunden. Schon vor langer Zeit feierten die Menschen den Frühling und die Fruchtbarkeit mit dem Aufstellen von Maibäumen. Der Kärwabaum, der oft ein riesiger, geschmückter Baumstamm ist, hat diese Symbolik in sich aufgenommen: Er steht für Lebenskraft, Wachstum und die Verbindung zur Natur.
Mit der Christianisierung vermischte sich diese Tradition mit den Feierlichkeiten zur Kirchweih, dem Jahrestag der Weihe einer Kirche. So wurde der Baum zum zentralen Element des weltlichen Kirchweihfests, das nun nicht mehr nur die Fruchtbarkeit, sondern auch die Dorfgemeinschaft und den Zusammenhalt feierte.
Warum stellen wir den Kärwabaum auf?
Das Aufstellen des Baumes ist mehr als nur eine Zierde – es ist ein stolzes Bekenntnis zum eigenen Dorf. Der Kärwabaum ist ein weithin sichtbares Zeichen, dass in diesem Ort die Kärwa gefeiert wird. Er signalisiert Lebensfreude, Tradition und Gemeinschaftssinn.
Für viele Dörfer ist das Aufstellen auch ein freundlicher Wettstreit. Ein besonders hoher oder aufwendig geschmückter Kärwabaum gilt als eine Ehre und beweist die Stärke und Geschicklichkeit der Dorfjugend. Die Kärwamadla und Kärwaboum sind dabei die treibende Kraft und tragen maßgeblich zur Bewahrung dieses Brauchtums bei.
Wie funktioniert das Aufstellen?
Das Aufstellen des Kärwabaums ist eine Meisterleistung, die auf archaische Weise ohne moderne Maschinen auskommt. Hier ist Muskelkraft, Präzision und Teamwork gefragt:
Dabei werden immer wieder Kärwalieder gesungen, während der Baum in das vorbereitete, rund 2,5 bis 3 Meter tiefe Erdloch gestellt und dort festgestampft wird, um einen sicheren Stand zu gewährleisten. Manche Örte sind aus sicherheitsgründen auf Metallgestelle ausgewichen, tradtitionell wird der Baum aber eingegraben.
Der Moment, in dem der Baum senkrecht steht, ist jedes Mal ein emotionaler Höhepunkt und wird mit tosendem Applaus gefeiert.
Wissenswertes rund um den Kärwabaum
Die Tradition des Kärwabaums hat noch viele weitere interessante Facetten:
Der Kärwabaum ist somit mehr als nur ein Baum. Er ist ein lebendiges Symbol, das die Herzen der Menschen höherschlagen lässt und die Kärwa zu dem macht, was sie ist: ein unvergessliches Fest der Tradition und des Zusammenhalts.